Halbvoll oder halbleer

Pfingstrose1
Jeder, der schon einmal an einer Töpferscheibe gesessen hat, weiss, wie schwer der Anfang sein kann. Es ist das Zentrieren, das oft Mühe macht. Das Finden der Mitte - der eigenen und die des Tons auf der Scheibe. Es ist eine Frage der Technik, der Übung und des Gespürs für die erdige Masse und für sich selbst. Ganz wichtig ist es, sich auf den Lernprozess ein zu lassen, das Lernen
zu geniessen und als lustvolles Spiel zu betrachten. Mir ist es sehr wichtig, die Schülerinnen und Schüler zu motivieren, mit fast kindlicher Unbeschwertheit an das neue Hobby heran zu gehen.

Doch dann kommt die Psyche jedes Einzelnen ins Spiel. Wir haben alle unsere Geschichten, unsere Charaktere und Erfahrungen. Je nach Typ betrachtet man das Glas im Leben entweder als halbvoll oder halbleer. Bei beiden Betrachtungsweisen ist aber immerhin ein „Halb“ vorhanden. Ich glaube, dass die meisten Menschen versuchen, aus diesem „Halb“, sei es halbvoll oder halbleer, das Beste zu machen, an guten wie auch an schlechten Tagen. Sie nehmen die Aufs und Abs des Lernprozesses an, kämpfen sich durch, grämen sich nicht allzu lange über Misserfolge (natürlich schimpft jeder mal, wenn z. B. die gut gelungene, fast fertig gedrehte Vase doch noch zusammen kracht) und freuen sich am Ende über das Gelungene. Ich liebe die Herausforderung, Kursteilnehmer durch diese Lernphasen zu begleiten, ihnen mit Tips weiter zu helfen und mit Herz eine positive, kreative Lernathmosphäre zu schaffen.

Die Gruppe spielt beim Lernen eine sehr grosse Rolle. Es ist so wichtig, dass sich die Schülerinnen gegenseitig motivieren, dass die Fortgeschrittenen den Anfängern Mut zusprechen und ihre Erfahrungen aus den eigenen Anfangszeiten mit ihnen teilen.